15. Mai 2017

Galvanische Massetrennung bei grösseren Modelleisenbahn - Was versteht man eigentlich darunter?

Aktualisiert am 15. Mai  2017

Wenn die Anlage grösser wird und die Leistung der Central Station alleine nicht mehr  ausreicht, benötigt man zwangsläufig mehr Leistung. Diese zusätzliche Leistung kann mit Leistungsverstärkern, den sog. Boostern, zugeführt werden. Das geht aber nicht so einfach ohne weiteres. Dann muss die Anlage in zwei oder je nachdem in mehrere Stromkreise unterteilt werden.

Die allgemeine Definition ist klar: Zwei Stromkreise sind voneinander getrennt, wenn kein Strom aus dem einen Stromkreis in den anderen Stromkreis fliessen kann. Das ist so weit ja auch komplett logisch. Das kann man erreichen, indem man sowohl den Bahnstrom (rot = Hinleiter) als auch die Masse (braun = Rückleiter) zwischen den Stromkreisen strikt trennt.

Wenn man Bahnstrom und Masse zwischen den Stromkreisen strikt trennt, bekommt man bei einer grösseren Anlage aber schnell ein grösseres Problem, denn so kann das Digitalsignal nicht optimal durchlaufen. Oder anders gesagt, man darf die einzelnen Versorgungsbereiche nicht komplett trennen, denn die Digitalinformation muss „durchlaufen“ und darf nicht „geblockt“ werden. 


Da kommt dann die galvanische Trennung (auch galvanische Entkoppelung genannt) zum Tragen. Mit der galvanischen Entkoppelung erreicht man, dass zwischen zwei (oder mehreren)  Stromkreisen die Digitalsignale ausgetauscht werden können, ohne dass eine elektrische Verbindung besteht.

Die elektrische Leitung oder besser gesagt der Bahnstrom (rot), der Hinleiter also,  muss dabei durch die roten Isolationsteile des Mittelleiters Art. 74030 aufgetrennt werden. Die Masse (braun), der Rückleiter also, darf aber nicht isoliert werden. So sind die elektrischen Potentiale in den verschiedenen Stromkreisen voneinander getrennt.

Die galvanische Trennung ist immer dann notwendig, wenn sich die Stromkreise in einem gemeinsamen Gehäuse befinden, in welchem ein Stromkreis auf den anderen Stromkreis einwirken soll, in seinem Bezugspotential aber vom anderen Stromkreis getrennt bleiben muss. Das ist eben bei der Übertragung eines Digitalsignals erforderlich.

Nun, es gibt verschiedene Bauelemente, die eine galvanische Trennung bewirken können. Ich beschränke mich bei meinen Erklärungen hier aber wirklich nur auf die galvanische Massetrennung bei der Modelleisenbahn.

Die wichtigsten Teile sind das Netzteil (früher der Transformator) und der Übertrager. Die beiden Begriffe bezeichnen eigentlich das gleiche. Man sagt Netzteil, wenn es um die Bereitstellung von Energie geht, und Übertrager wenn man ein Digital-Signal übertragen will. Die Central Station bezieht die Leistung vom Netzteil und ist "Hersteller" der Digital-Information, also gleichzeitig Übertrager von Leistung und Digital-Informationen. Der Kopplungsmechanismus geht über ein Magnetfeld. Die Stromkreise sind galvanisch getrennt, weil die Primärwicklung und die Sekundärwicklung des Netzteils und des Übertragers nicht miteinander verbunden sind.

Anmerkung: Bei sog. Spargeräten, in denen die Primär- und die Sekundärwicklung miteinander verbunden sind, ist keine galvanische Trennung möglich. In der „normalen“ Central Station 3 Art. 60226 ist diese galvanische Trennung nicht vorhanden, wogegen die Central Station 3plus Art. 60216 über diese in vielen Fällen wirklich notwendige galvanische Massetrennung verfügt.

Nun die verschiedenen Szenarien, damit Sie genau wissen, woran Sie mit Ihrer Central Station sind:

  • Solange Sie "nur" eine CS3  Art. 60226 - die wie gesagt über keine galvanische Massetrennung verfügt - einsetzen, ist alles bestens. Absolut kein Problem. Sie können damit bequem eine mittelgrosse Anlage mit einer Gesamt-Gleislänge von sagen wir einmal ca. 40 Metern betreiben. Sie können auch einen Rückmeldedecoder „Link S88“ Art. 60883 und bei Bedarf weitere Rückmeldedecoder anschliessen.
  • Wenn Sie mehr Leistung benötigen, Ihre Anlage also mehr als ca. 40 Meter Gesamt-Gleislänge aufweist, müssen Sie zusätzlich zu Ihrer CS3 Art. 60226 einen oder mehrere Booster Art. 60175 einsetzen. Es besteht dann aber weiterhin überhaupt kein Problem, denn ein Gerät (in diesem Fall also die CS3 Art. 60226) darf ohne die galvanische Massetrennung auskommen. Sie ist ja von den anderen Stromkreisen mit galvanischer Massetrennung umgeben und damit vollkommen abgetrennt und "geschützt". Mit dem Rückmeldedecoder „Link S88“ Art. 60883 ist aber auch der ganze Rückmeldebus geschützt, denn der „Link S88“ verfügt ebenfalls über die galvanische Massetrennung.
  • Auch die CS 2 Art. 60215 verfügt über die galvanische Massetrennung. Das heisst, Sie können als zweite Zentrale auch eine CS2 Art. 60215 zusätzlich an die „normale“ CS3 Art. 60226 anschliessen.
  • Wenn Sie die Anlage mit zwei Central Stations 3 steuern möchten, muss die zweite CS3 dann aber zwingend eine CS3plus Art. 60216 sein.
  • Wenn es sich um eine 2-L-Anlage handelt und Sie Ihre Loks im DCC-Format fahren, ist es aber auf jeden Fall angezeigt, eine Central Station 3plus Art. 60216 einzusetzen, denn sonst wird es bei den Rückmeldedecodern etwas kompliziert. Bei Bedarf kann ich Sie gerne darüber weiter orientieren.
Und noch eine allgemeine Schluss-Anmerkung zur galvanischen Massetrennung: Es gibt noch viele andere Methoden der galvanischen Trennung. Auf die bin ich hier aber ganz bewusst nicht eingegangen, da sie für unsere Zwecke nicht relevant sind. →  So sind z.B. Optokoppler (hier geht die Kopplung über Licht), Kondensatoren (Kopplung durch ein elektrisches Feld), Akustikkoppler (mechanische Kopplung), oder Funkkopplung (Kopplung über elektromagnetische Wellen) Möglichkeiten, eine galvanische Massetrennung zu erreichen.


Martin Stucki